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Neues für den Methodenkoffer: Die Räume der Veränderung

Ein Klassiker im Coaching – Die vier Räume der Veränderung:

Heute möchten wir Dir einen Klassiker aus dem Coaching vorstellen: Die „Vier Räume der Veränderung“, eine unkomplizierte Intervention, die verdeutlicht, dass Menschen in jeder Krise, in jeder Umbruchsituation eine gewisse Zeit benötigen, um sich an neue Phasen bzw. Lebensabschnitte zu gewöhnen und sich diesen anzupassen. Einige benötigen mehr, machen weniger Zeit dafür. Und egal, um welches Thema es geht, wir alle durchlaufen diese vier Phasen bzw. Räume – und auch, wenn es hin und wieder schöner wäre, Abkürzungen zu nehmen, macht es durchaus Sinn, alle Räume zu durchlaufen, um schlussendlich weiterzukommen. Warum das so ist, werden wir gleich erläutern.

Wenn Du diese Intervention zur Visualisierung eines Veränderungsprozesses nutzen möchtest, stelle Dir die vier Räume wie den Grundriss einer 4-Zimmer-Wohnung vor, auf den Du von oben blickst. Die Räume sind gleich groß, haben jeweils ein Fenster und lediglich eine Tür, die ins nächste Zimmer führt, es gibt also keine Möglichkeit abzukürzen.

Folgende Zimmer hat die Wohnung:

  1. Den Raum der Komfortzone
  2. Den Raum der Verneinung
  3. Den Raum der Verwirrung
  4. Den Raum der Erneuerung

Lass uns anhand eines Beispiels die vier Räume näher betrachten:

Stell Dir vor, Du befindest Dich schon länger in einer Beziehung: ihr kennt euch gut, ihr habt es schön und gemütlich, lebt recht komfortabel und fühlt euch wohl miteinander. Es gibt keine großen Überraschungen mehr im Zusammensein, aber das ist in Ordnung. Das ist der Raum der Komfortzone.

Nun aber kommt unverhofft Dein*e Partner*in und trennt sich von Dir. Und plötzlich gerätst Du unfreiwillig in den Raum der Verneinung: Du möchtest nicht wahrhaben, was gerade passiert, bist schockiert, wütend, hast tausend Fragen. Du kannst nicht verstehen, warum Du verlassen wirst, und möchtest Dein*e Partner*in davon überzeugen, dass die Entscheidung falsch ist und ihr es nochmals miteinander versuchen solltet. Du hast Angst vor dem, was nun kommt und möchtest die Trennung unbedingt vermeiden, denn ihr hattet es doch so gut miteinander.

Schön und durchaus praktisch wäre hier natürlich, direkt in den Raum der Erneuerung gehen zu können, aber das würde nicht funktionieren. Es ist wichtig durch den Schmerz, die Wut und die Trauer zu gehen, um schlussendlich wahre Erneuerung zu finden.

Nach der Phase der Wut und des Unverständnisses beginnst Du Dir einzugestehen, dass nun eine Veränderung ansteht, eine neue Zeit anbricht und damit eine neue Situation. Und so gehst Du allmählich in den dritten Raum hinüber, den Raum der Verwirrung. Auch hier herrscht vielleicht noch Angst vor, denn das Neue ist noch nicht da, das Alte funktioniert aber auch nicht mehr. Du fragst Dich, was jetzt kommen soll, blickst vielleicht pessimistisch in die Zukunft, weißt nicht, ob Du Dich jemals wieder auf jemanden wirst einlassen können.

Und auch, wenn Du diesen Raum verständlicherweise möglichst schnell verlassen möchtest, dauert es eine ganze Weile, bis sich endlich die Tür zum Raum der Erneuerung öffnet.

Sobald Du Dich aber im Raum der Erneuerung wiederfindest, entsteht endlich wieder ganz viel Platz für Neues, für Spaß, Lebensfreude und Neugierde auf all die Dinge, die nun auf Dich warten. Du kannst Dir wieder vorstellen, Dich zu verlieben und auf eine Beziehung einzulassen. Die Last auf Deinen Schultern ist verschwunden oder wiegt zumindest nicht mehr ganz so schwer. Auch hier kann es durchaus nochmals zu Frustration kommen, dem Gefühl, Dich zurückgeworfen zu fühlen, aber meist nur recht kurz. Grundsätzlich bist Du bereit, Dich wieder zu öffnen und auf Neues einzulassen, einen neuen Raum der Komfortzone zu eröffnen. Um Dich dort wieder wohlzufühlen.

Wie lange diese einzelnen Phasen dauern, ist sehr individuell, situativ und kontextabhängig. Manche Menschen durchlaufen die jeweiligen Phasen schnell, weil sie sehr selbstreflektiert sind, vielleicht einfach grundsätzlich viel Hoffnung und Positivität in sich tragen. Andere wiederum verharren sehr lange in den einzelnen Räumen.

Dieses Modell verdeutlicht sehr gut, dass in jeder Krise und Umbruchsituation Menschen eine gewissen Zeit benötigen, um sich an neue Lebensphasen anpassen zu können.

Wie Du dieses Tool als Coach nutzen kannst: Wichtig ist vor allem, dass Du Dir als Coach bewusst machst, dass es während einer Krise oder herausfordernden Situation diese vier unterschiedlichen Phasen gibt (in einem Trauerprozess können es sogar noch mehr sein) und jeder Mensch unterschiedlich lange braucht, um diese Phasen für sich abzuschließen und in die nächste zu gelangen. Dieses Wissen kann auch für Deine Klient*innen durchaus tröstlich sein, denn diese Phasen durchläuft jeder Mensch. Das Wissen, dass auch andere diesen Prozess bereits durchlebt haben, jede*r auf seine eigene Art, kann sie unterstützen, denn dieser Prozess ist psychologisch begründbar und völlig normal.

Die „Vier Räume der Veränderung“ können auch sehr gut im Gruppensetting genutzt werden, beispielsweise zur Standortbestimmung. Alle Mitglieder eines Teams können bestimmen, wo im Prozess sie sich gerade befinden, und werden feststellen, dass auch hier hat jede*r ein eigenes Tempo hat. Dabei ist es sinnvoll, sichtbar zu machen, ob alle nach wie vor das gleiche Ziel vor Augen haben.

Im Offline-Setting kannst Du dies durch Nutzung der vier Ecken eines Raumes verdeutlichen, um für das Team kenntlich zu machen, wo jede*r gerade steht. Da sich Kolleg*innen an unterschiedlichen Stellen befinden können, wird im Anschluss gemeinsam überlegt, wie das weitere Vorgehen aussehen kann. Der Blick wird auf die nächsten Schritte gerichtet, wie gegenseitige Unterstützung aussehen kann und welche Stärken und Ressourcen jede*r mit einbringt. Dadurch lichtet sich der Nebel des Raumes der Verwirrung.

Du kannst die vier Räume der Veränderung auch mit einer Art Aufstellungsarbeit kombinieren, wenn wenig Raum vorhanden ist. Lege ein großes Plakat mit den vier Räumen auf den Tisch und alle bekommen eine Figur, um sich zu positionieren.

Das Tool kann übrigens auch ganz einfach auf verbaler Ebene genutzt werden: Du besprichst mit Deinen Klient*innen, in welchem Raum sie sich gerade befinden und nutzt ein Flipchart, um dies zu visualisieren. Vertraue darauf, dass Dein*e Klient*in allein anhand der Namen der Räume beginnen wird zu erzählen. Dabei richtigen wir als Coaches gemeinsam mit den Coachees den Blick nach vorne, auf den Raum der Erneuerung und der Komfortzone, auf Ressourcen und Stärken.

Sollte Dein Coachee jedoch in Verwirrung und Verneinung verharren, kannst Du gut mit Glaubenssätzen arbeiten und beispielsweise folgende Fragen dazu stellen: wann ist es Dir denn schon mal gelungen mit einer ähnlichen Situation umzugehen? Wie bist Du dabei durch die einzelnen Räume geschritten? Welche Ressourcen kannst Du hierzu wieder aktivieren? Zeige auf, wie sinnvoll und wichtig es ist, alle Räume zu durchschreiten.

Falls Du Lust hast, noch mehr Details zu den „Vier Räumen der Veränderung“ zu erfahren, dann höre gerne in unsere Podcastfolge rein: Spotify

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